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Warum SmartBurn nicht smart ist ...

... und LiteOns Geschäftspolitik dumm.

Was macht SmartBurn?

Für Leute, die es nicht wissen: SmartBurn steht für Smart Monitoring & Adapting Recording Technology for BURNing und dient folgenden Zwecken: Es soll ...

  1. ... Fehler durch Buffer Underruns verhindern, indem bei drohendem Pufferleerlauf der Brennvorgang gestoppt wird, bis wieder genug Daten im Cache sind.
  2. ... vor dem Brennvorgang erkennen, was die maximal mögliche Geschwindigkeit ist, um auf dem Rohling zu brennen.
  3. ... während des Brennens die Brennqualität überprüfen, und gegebenenfalls die Geschwindigkeit anpassen.

Mehr dazu gibt es auf der LiteOn-Website, die jedoch regelmäßig umstrukturiert wird, um die Besucher mit 404ern zu beglücken. Coole URIs ändern sich nicht – LiteOn scheint es nicht zu wissen. Als Alternative sei auf die inhaltlich ähnliche Archive.org-Version hingewiesen.

Schön und gut, wo ist das Problem?

Nun, es ist nicht ein Problem, es sind drei:

  1. SmartBurn funktioniert nicht

    1. Man braucht nur mal das Laufwerk von Ultra-DMA auf PIO zu setzen und mit 48X zu brennen, um zu merken, dass das Ergebnis für die Tonne ist. Gut, ein vernunftbegabter Benutzer macht das eher selten, ein vernunftunbegabtes Betriebssystem hat jedoch manchmal nicht besseres zu tun. Es wäre doch schön, wenn man in so einem Fall den Rohling trotzdem noch benutzen könnte.

      Ich habe es auf meinem LTR-40125W@48125W zweimal getestet. Ein Rohling war von Platinum, einer von Fujifilm, beide Rohlinge waren ab dem Sektor 94344 unleserlich. Bei ca. 360000 möglichen Sektoren, die das Laufwerk zur Verfügung hat, um den Rohling zu schrotten, ist es schon ein lustiger Zufall wenn zweimal der gleiche Sektor gewählt wird ...

    2. Wie die C1-Scans mit CD Doctor zeigen, limitiert SmartBurn die Geschwindigkeit teilweise unnötig. Für Rohlinge von Fujifilm wird die Maximalgeschwindigkeit auf 32X beschränkt, obwohl der Brenner die Rohlinge auch bei 48X noch mit guter Qualität beschreiben kann.

    3. Bei den Rohlingen von Prodye wird zwar die Geschwindigkeit beim Brennen reduziert, die Rohlinge verursachen jedoch alle C2-Fehler, SmartBurn reagiert also zu spät.

  2. SmartBurn lässt sich nicht deaktivieren

    Natürlich kann man SmartBurn theoretisch schon deaktivieren, LiteOn behält aber weise für sich, wie das denn geht. Bis jetzt hat nur Ahead, Verursacher von Nero Burning Rom, die benötigten Informationen erhalten, andere Entwickler bekommen keine Unterstützung.

    Es ist schon ziemlich blöde: da gibt es Entwickler die LiteOn anbieten, kostenlos die Geräte voll zu unterstützen und damit die Zahl der potentiellen LiteOn-Nutzer zu erhöhen, und LiteOn hat keine bessere Idee, als Nein! zu sagen.

    Ernsthafte Anwender, die vielleicht mit cdrecord oder mit Feurio! brennen wollen, stehen also im Regen.

    Es ist zwar möglich, SmartBurn erst in Nero zu deaktivieren und dann mit dem Brennprogramm der Wahl zu arbeiten, Nero steht jedoch nur für Windows zur Verfügung, und SmartBurn wird bei jedem Neustart wieder aktiviert.

    Darüber hinaus ist das keine elegante Lösung, cdrecord driveropts=forcespeed ... dagegen wäre eine, und zwar eine, die auf allen wichtigen Plattformen funktionieren könnte, wenn die LiteOn-Marketingstrategen nicht so verdammt clever wären.

  3. SmartBurn ist überflüssig

    Wenn man sich die Funktionen einmal genauer anschaut, sticht die Nutzlosigkeit sofort ins Auge.

    Buffer Underruns sind auf aktueller Hardware Geschichte und mit C1-Scans kann man deutlich besser als das Laufwerk entscheiden, welche Geschwindigkeit die richtige ist, da das Laufwerk dafür nur eine statische Tabelle hat. Die Running-OPC, also die Qualitätskontrolle während des Brennvorgangs, sollte zwar auf jeden Rohling individuell reagieren, bei LiteOn-Laufwerken reagiert sie jedoch am liebsten gar nicht.

    Es wäre also sinnvoll gewesen, SmartBurn standardmäßig zu deaktivieren bis man die Technik im Griff hat. In Nero könnte man es dann standardmäßig aktivieren, und auch unerfahrenere Benutzer würden keine Probleme bekommen – Benutzer anderer Software blieben unbelästigt, und hätten freie Kontrolle über das Laufwerk.

Was sind die Konsequenzen?

In einer heilen Welt könnte man einfach zum nächsten Hersteller wechseln, in der Welt in der wir leben, gibt es da leider ein Problem:

Wechseln wohin?

LiteOns geschäftsschädigende Firmenpolitik, nur Ahead mit den nötigen Informationen zu beliefern, ist kein Einzelfall. Wenn man dann noch einen Brenner mit gleichwertigen oder anderen besonderen Funktionen sucht, wird es eng.

Yamaha hat sich vernünftig verhalten, und Jörg Schilling soweit unterstützt, dass cdrecord nun Audio Master und DiscT@2 unterstützt. Leider war der F1 Yamahas letzter Brenner, die Produktion wurde aufgegeben, der F1 ist nur noch gebraucht zu Mondpreisen zu beziehen, oder in Yamaha-Komplettsystemen.

Plextor hat die Informationen herausgegeben um VariRec, Single Session und SpeedRead mit cdrecord anzusteuern, scheint jedoch keine Lust zu haben, die Unterstützung von Jitter- und C1-Scans, sowie ganzen anderen Funktionen zu ermöglichen, die den Kauf vom PlexWriter Premium rechtfertigen, obwohl er zum Preis von zwei LiteOns angeboten wird.

Den Grund kann man nur raten: sollten die Befehle für Jitter- und C1-Informationen auch auf anderer Plextor-Hardware funktionieren, würde Plextor natürlich auf dem Premium sitzen bleiben.

Es gibt zwar noch andere Hersteller, die sich cleverer als LiteOn verhalten, deren Laufwerke haben aber keine besonderen Funktionen, die eventuell über den Verlust der Möglichkeit C1-Scans zu machen, hinweg helfen könnten.

Was kann man dann tun?

Man kann aufhören, LiteOn weiter zu empfehlen. Firmen die den Anwendern die Programmwahl diktieren wollen, haben die Sache mit dem Kunden und dem König nicht verstanden.

Man sollte sich natürlich nicht einbilden, LiteOn durch Boykott umstimmen zu können. LiteOn ist recht groß im OEM-Geschäft und kann auf ein paar lausige Privatkäufer sicher verzichten. Man macht jedoch mit Sicherheit nichts falsch wenn man Alternativen empfiehlt, vor allem, wenn der zukünftige Benutzer sowieso nie C1-Scans machen würde.

Selbstverständlich bieten LiteOn-Geräte weiterhin recht viel für das Geld, es sind jedoch auch genug Gründe vorhanden, die gegen LiteOn sprechen.

Der Subchannelbug ist schon lange genug bekannt, LiteOn hat es trotzdem nicht nötig ihn zu beheben. Auf meiner Hardware habe ich ihn zwar nie feststellen können – bei meinen Audio CDs sind die Subchannel soweit ich das beurteilen kann in Ordnung, obwohl ich nur SAO brenne – es gibt jedoch genug Benutzer, die immer noch von Problemen berichten.

Man kann doch einfach RAW brennen! ist für mich kein Argument, man kann auch einfach kaputte Firmware reparieren, da haben alle mehr von. RAW bedeutet darüber hinaus höhere Rechnerlast und dass die Sektorgröße kein glattes Vielfaches mehr von 512 ist, der Linux-User freut sich.

Die Möglichkeit, sich von Zeit zu Zeit bei LiteOn zu beschweren besteht natürlich weiterhin, auch hier ist Erfolg jedoch eher unwahrscheinlich. Man bekommt ja noch nicht einmal eine Antwort, wenn man Bugs meldet.

Meine LiteOn-Geräte werde ich natürlich weiterhin benutzen, mein nächster Brenner wird wurde jedoch der PlexWriter Premium, dessen Hersteller den Running-OPC-Versuch PoweRec leider auch noch nicht unter Kontrolle hat.