www.fabiankeil.de/blog-surrogat/2005-09-19/wm-wechsel-auf-e17.html
Am Wochenende habe ich meinen Window Manager aktualisiert und bin von Enlightenment 16 auf den Nachfolger E17 umgestiegen.
Wie so vieles, hatte ich das bereits seit einiger Zeit vor mir hergeschoben – auch wenn es mit Enlightenment 16 nie Probleme gab.
Abgehalten hat mich nur die erwartete Arbeit. Enlightenment wird hauptsächlich für GNU/Linux entwickelt, ich benutze FreeBSD, müsste, wenn ich die CVS-Version benutzen wollte, also einiges anpassen.
Dass E17 schon in der FreeBSD-Ports-Collection enthalten ist, war mir entgangen. Als ich Anfang des Jahres FreeBSD auf meinen Laptop installierte war es noch nicht der Fall, seit dem hatte ich es nicht mehr überprüft.
Wahrscheinlich wäre es eine gute Idee, die Mailingliste mit den Port-Änderungen zu abonnieren.
Einer der vielen Gründe, die für den Einsatz von FreeBSD sprechen, sind die Ports.
Die Ports sind der einfachste Weg, unter FreeBSD Fremdsoftware zu installieren und zu entfernen.
Ein Port wird über make install
installiert.
Damit werden die benötigten Quelltexte runtergeladen, wenn nötig für FreeBSD gepatcht,
kompiliert und anschließend installiert. Abhängigkeiten werden selbstständig
erfüllt, nur bei Konflikten muss der Benutzer eingreifen.
Konflikte kommen eigentlich nur vor, wenn zwei Ports gleichlautende Dateien in die gleichen Verzeichnisse kopieren. Wenn das der Falls ist, erfüllen die beiden Ports im Normalfall auch die gleichen Aufgaben, ein Port reicht also. Wer davon überzeugt ist, beide Ports simultan einsetzen zu müssen, kann immer noch bei einem Port die Zielverzeichnisse ändern.
Der E17-Port liegt unter /usr/ports/x11-wm/enlightenment-devel/
, wie der Name schon
sagt, handelt es sich dabei um eine Version, die sich noch im Entwicklungsstadium befindet.
Der Port basiert auf den Enlightenment-Snapshots von
freedesktop.org
Bis zum 16.06 installierte der Port noch Enlightenment 0.16.7.2, von da an aber Enlightenment 0.16.999.013 – kurz E17. Zusätzlich noch ein paar Module.
Was der Port alles wohin kopiert, habe ich noch nicht überprüft, ein paar Dinge die ich erwartet hätte scheinen aber zu fehlen, zum Beispiel ein grafisches Programm zur Konfiguration. Bei der Vorgängerversion war es bereits im Port enthalten und über das Menü erreichbar.
Dafür gibt es eine Reihe von Modulen, von denen aber zwei nicht auf meinem Laptop funktionieren. Die Gründe habe ich – genau wie den Rest von E17 – noch nicht erforscht, bin aber sicher, dass es sich nur um kleinere Probleme handelt.
Bei den nicht funktionierenden Modulen handelt es sich um den Akkustandsleser und um den Frequenzregler. Der Frequenzregler zeigt nur Fragezeichen an, der Akkustandsleser zeigt die meiste Zeit einen leeren Akku an und springt manchmal auf voll oder halbvoll – mit der Realität hat auch seine Anzeige nichts zu tun.
Beim Batteriestandsanzeiger steht ausdrücklich in den Informationen, dass er nur unter Linux läuft. Normalerweise werden derartige Abhängigkeiten aber vom Port-Autor beseitigt, daher weiß ich nicht, ob das Problem wirklich am Betriebssystem liegt.
Ist aber auch egal, unter FreeBSD können die benötigten Frequenz-Informationen
einfach aus hw.est_curfreq
und hw.est_freqs
geholt werden,
für den Akkustand gibt es hw.acpi.battery.life
, hw.acpi.battery.time
sowie hw.acpi.battery.state
. Eine Anpassung sollte also nicht allzu lange dauern
Von den funktionierenden Modulen ist vor allen das Thermometer erwähnenswert, dessen Stand sich analog zur Prozessortemperatur ändert. Hätte ich bis gestern als Spielerei abgetan, aber nachdem ich es jetzt in Aktion gesehen habe bin ich begeistert. Wie der ganze Rest von E17 sieht es einfach verdammt elegant aus.
Beim Modul IBar weiß ich noch nicht, ob ich es benutzen werde. IBar ist eine Programmleiste, beim Screenshot oben ist sie in der Mitte des unteren Rands. Mein Enlightenment werden Programme normalerweise gestartet, in dem man den Desktop mit der linken Maustaste anklickt und im erscheinenden Menü das zu startende Programm auswählt.
Das hört sich zu erst ungewöhnlich an, man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Mittlerweile kommt es mir wie Zeitverschwendung vor, zum Start eines Programmes extra den ganzen Weg bis zur Programmleiste abzufahren.
Auch mit Enlightenment 16 benutze ich bereits einen Pager, ich weiß aber nicht mehr, ob er als Modul realisiert war.
Der Pager (im Screenshot unten links) zeigt die Inhalte der verschiedenen virtuellen Desktops in verkleinerte Form an, durch Mausklick auf die Verkleinerungen springt man auf zwischen den Desktops umher.
Der Port konfiguriert vier virtuelle Desktops in Reihe, ich habe die Reihe mittlerweile umgeklappt, im Quadrat nimmt der Pager weniger Platz auf der Horizontalen ein. Die Desktops können bequem in der Zahl angepasst werden, vier reichen mir jedoch, mehr habe ich auch unter Enlightenment 16 nicht benutzt.
Über den Funktionsumfang, den der Pager unter Enlightenment 16 hatte, verfügt die E17-Version noch nicht:
All diese Funktionen werden hoffenlicht noch kommen, ich vermisse jede einzelne davon.
Der E16-Port brachte ein Modul mit, das verkleinerte Bilder von minimierten Programmen anzeigte, und die Programme nach Mausklick wieder maximierte. Der E17-Port bring kein derartiges Modul mit, um minimierte Fenster wieder zu maximieren, muss man den Desktop rechtsklicken, woraufhin eine Programmliste erscheint.
Das elegante E
auf dem Screenshot ist ebenfalls ein Modul, es bietet eine
weitere Möglichkeit, Programme zu starten. Gegenüber dem normalen Weg
bietet es eigentlich keine Vorteil, ich lasse es dennoch aktiviert, um mich
zwischendurch am Hoover-Effect zu erfreuen.
Zu der Analog-Uhr ist auch nichts weiter zu sagen, sie bleibt erstmal ebenfalls aufgrund ihrer Eleganz aktiv.
Nur bei genauerem Hinschauen wird die Wirkung von dem Modul DropShadow erkennbar, es sorgt für den Schattenwurf der Fenster.
Deaktiviert habe ich das Modul DesktopName
, es zeigt beim Desktop-Wechsel
die aktuelle Position an. Bei nur vier virtuellen Desktops kann ich den
Überblick auch ohne behalten.
Der Rest im Screenshot gehört nicht zu Enlightenment, es handelt sich um zwei eterm-Fenster im einen wird eine CD nach Vorbis encodiert, im anderen ist der Encodier-Vorgang gerade abgeschlossen. Das Programm oberen links ist gkrellm, es stellt ein paar Systemwerte grafisch dar.
Der obere Screenshot wurde wenige Minuten nach der Installation von E17 gemacht,
nicht benötigte Module wurde vorher deaktiviert, der Rest grob umpositioniert,
daher sind die Uhr und das E
noch nicht in Linie ausgerichtet.
Der Nebenstehende Screenshot wurde ein paar Tage nach der Installation gemacht, die virtuellen Desktops stehen bereits im Quadrat.
Einen Vergleichs-Screenshot von E16 gibt es im Artikel über das ZDF und die angebliche Barrierefreiheit. Sichtbarer Unterschied: bei E16 werden auch die Fensterinhalte im Pager anzeigt.
Genau wie der E16-Port bringt auch der E17-Port ungewohnte Voreinstellungen mit.
Das aktive Fenster wird nicht durch Mausklick gewählt, mit dem Cursor drüber fahren reicht. In den Vordergrund drängt sich das Fenster jedoch erst, wenn man die Icon-Leiste anklickt.
Wenn man, so wie ich, damit nicht klar kommt, kann zu unbeabsichtigten Handlungen führen.
Mein Lieblingsfehler ist beim Schreiben einer Mail in Sylpheed-Claws den Cursor zum Markieren
zu benutzen, den Cursor dann auf Seite, also weg vom Fenster zu schieben und
Entfernen
zu drücken.
Meist liegt der Cursor dann über der Sylpheed-Claws-Hauptinstanz, die dadurch aktiv wird.
Drücken von Entfernen
löscht dann nicht die markierte Textstelle im Mailfenster,
sondern Mail im Eingangsordner. Das Sylpheed-Claws-Mailfenster reagiert natürlich nicht mehr,
also drückt man Entfernen
erneut und löscht weitere Mails.
Natürlich lassen sich die gelöschten Mails wieder aus dem Müll holen, lästig ist es dennoch.
Wie bereits geschrieben, brachte der E16-Port zur Konfiguration ein eigenes Programm mit, der E17-Port kommt ohne daher. Die Einstellungen habe ich daher noch nicht an meine Bedürfnisse anpassen können, werde es aber noch nachholen.
E17 haut einen bereits jetzt von den Socken, auch wenn der volle Funktionsumfang von E16 noch nicht erreicht wird.
Dank des Ports geht die Installation auch unter FreeBSD problemlos von der Bühne, es gibt keinen Grund mehr, den Window-Manager-Wechsel zu verschieben.