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ZDF nutzt Triple-A-Logo zu Unrecht

Die Website des ZDF macht einen durch und durch kaputten Eindruck und dennoch erdreisten sich die Damen und Herren Webverunstalter folgenden Gag loszulassen:

Die neue heute.de setzt gleichzeitig Maßstäbe auf dem Weg zur barrierefreien Nutzung der Website durch behinderte Menschen.

Unverfroren setzte man sogar eine eigene Seite zur Barrierefreiheit in die Welt, auf der man sich zur eigenen Leistung gratuliert:

Heute.de, das Nachrichtenportal des ZDF, ist weitgehend barrierefrei. Grundlage hierfür bilden die Empfehlungen des W3C, die im Rahmen der Web Content Accessibility Guidelines 1.0 aufgeführt sind.

[Ausschnitt der ZDF-Seite: Triple-A-Logo am unteren Seitenrand] Bis zum zweiten Komma entspricht die Aussage der Wahrheit. Heute.de ist tatsächlich das Nachrichtenportal des ZDFs. Der Rest ist leider der Fantasie entsprungen.

Wie man ohne Halluzinogen-Überdosis auf die Idee kommen kann, heute.de mit dem Triple-A-Logo zu schmücken, ist mir schleierhaft. Die ZDF-Seiten sind nicht ansatzweise barrierefrei, die W3C-Empfehlungen werden weitestgehend ignoriert.

Bevor die BIENE-Kommission mal wieder Lippenbekenntnisse prämiert, habe ich ein paar Gründe aufgelistet, es zumindest beim ZDF sein zu lassen.

Um das Versagen der Verantwortlichen beim ZDF zu erkennen, muss man die W3C-Empfehlungen gar nicht gelesen haben, ein einfaches Aufrufen der Seite reicht.

Kaputte Darstellung in Firefox

[Screenshot: ZDF-Seite in Firefox. Horizontaler Scrollbalken, zu kleine Masken für Texteingabe ] Wie der Screenshot zeigt, wird nicht mal die Seite auf der die angebliche Barrierefreiheit bejubelt wird ordentlich dargestellt. Folgende Sünden sind auf den ersten Blick erkennbar:

[Ausschnitt: ZDF-Seite in Firefox. Schrift am oberen Seitenrand überlagernd und unlesbar ] Trotz Monster-Scrollbalken ist die rechte Seite jedoch weitestgehend leer. Was am oberen Rand über der Suchmaske wie Kompressionsartefakte aussieht, ist die Überlagerung von zwei Links, einer davon läuft pikanterweise zur Barrierefreiheitsseite selbst.

Auf meinem Laptop-Display muss man schon sehr scharf hinsehen, um die weiße Schrift auf dem hellblauen Hintergrund lesen zu können.

Firefox dürfte auf heute.de bei der Browserhäufigkeit auf dem zweiten Platz stehen, dennoch hat man es beim ZDF nicht auf die Reihe bekommen, die Seiten halbwegs passend zu gestalten.

Und die Gründe

Man könnte meinen, die ZDF-Webverunstalter hätten noch nicht mitbekommen, dass die Schriftgröße vom Benutzer und nicht vom Designer festgelegt werden.

Doch auf der Barrierefreiheit-Bauchpinsel-Seite wird dem Benutzer noch erklärt, wie man die Schriftgröße im Internet Explorer und Firefox verändert, eigentlich müsste die Seite also damit klarkommen

Für die Screenshots habe ich die Schriftgröße nicht verändert, sondern in den Grundeinstellungen gelassen, die bei mir dafür sorgen, dass Schriften nicht unterhalb von 14 Pixel schrumpfen.

Das ZDF benutzt jedoch absolute Größenangaben die von der Schriftgröße des Benutzers unabhängig ist, fehlerhafte Darstellung ist damit vorprogrammiert.

Wenn ich die Schriftgröße über Steuerung - zwei Stufen runterskalierte wird das ZDF-Layout vollständig zerschossen, der eigentliche Text verschwindet dann an das untere Seitenende und kann erst gelesen werden, wenn man zwei Seiten nach unten scrollt.

Verstöße gegen Web Content Accessibility Guidelines 1.0

Wie bereits erwähnt, schmückt das ZDF seine Seiten mit dem Triple-A-Logo des W3C.

Durch das Verwenden der Grafik behauptet man, die Web Content Accessibility Guidelines 1.0 vollständig zu befolgen. Die Richtlinien sind in drei Stufen gegliedert, je höher die Stufe, desto aufwendiger die Umsetzung. Hält man auch nur einen einzigen Punkt einer Stufe nicht ein, darf man das entsprechende Logo nicht tragen.

Wer ein bisschen Ehre hat, schmückt sich nicht zu Unrecht. Das ZDF schon:

Dies sind alles Fehler die auf angeblich Triple-A-konformen Seiten auftreten. Beim Rest der Seiten wird es nochmal schlimmer. Die Mediathek, die ihren Inhalt nur umständlich her gibt, verstößt sogar gegen eine Reihe von Punkten der Stufe 1, zum Beispiel weil es zu den Videos keinen alternativen Text und Untertitel gibt.