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Neue Service-Offensive der Post

Heute habe ich den vormittag in meinem Zimmer verbracht, anstatt mit dem Laptop in die Hängematte im Garten zu gehen. Ich wartete auf neues Spielzeug, das mit der Post kommen sollte: ein Dual-Layer-DVD-Brenner und ein paar DVDs.

Im Garten würde ich das Klingeln nicht hören, aus meinem Zimmer muss ich jedoch den Blick nur wenige Grad vom Monitor abwenden und schon kann ich die Strecke des Paketdienstes überblicken. Von der Klingel höre ich nicht nur den eigentlichen Ton, sondern sogar das Geräusch wenn die Klingeltaste gedrückt wird. Bei offenem Fenster meldet sich der Postwagen bereits akustisch, bevor er im Blickfeld erscheint.

[Foto eines Postwagens, aufgenommen durch einen Vorhang hindurch] Zu dem Zeitpunkt der Erscheinung, hatte ich gerade die wöchentliche Maniküre abgeschlossen und spielte mit dem Gedanken, die Schere zurück ins Badezimmer zu bringen.

Der Postwagen hielt, allerdings nicht direkt vor meiner Tür, sondern eher vor der Tür der Nachbarn. Also verlagerte ich meinen Posten auf die Küche, von dort gibt es freien Blick auf den Nachbar-Türbereich. Normalerweise neige ich nicht zum Spannen, die Situation erforderte jedoch eine Ausnahme, ich musste wissen, ob der Bote anschließend weiterfahren, oder ob er mich ebenfalls noch mit einem Paket versehen würde.

Der Paketbote gab lediglich ein paar Pakete beim Nachbarn ab, bestieg seinen Wagen und fuhr davon. Weil mich interessierte, ob mein hässlicher Vorhang den Autofokus meiner Canon EOS 350D verwirren würde, habe ich das Ereignis sogar fotografisch festgehalten. Offensichtlich wurde der Autofokus verwirrt, wirklich scharf ist weder der Vorhang, noch der Postwagen.

Die Schere habe ich also ohne Eile zurück bringen können. Das Paket würde im Lauf der nächsten Woche kommen, dachte ich, zu einer Zeit also, in der ich im HFüKdo meinen Dienst verrichten würde und wahrscheinlich niemand das Paket empfangen könnte.

Wenige Minuten später wurde mir das Paket jedoch mit den Worten Wenn Du nicht an die Tür gehst ... vorbei gebracht. Whiskey Tango Foxtrott?

[Foto des geöffnetetn Pakets. Sichtbarer Inhalt: DVD-Brenner und Jumpin'-Jack-Flash-DVD] Der faule Postbote hat offensichtlich die letzte Meile – hier keine zehn Meter – zum Nachbarn outgesourcet, ohne das ihm gegenüber zu erwähnen. Auch ich habe meines Wissens keinen entsprechenden Outsourcing-Vertrag unterschrieben.

Eines hat der gute Postbote in seinem Plan jedoch nicht berücksichtigt: Der Nachbar ist auf der Posttour vor mir dran, der Postbote hätte dort also entweder ein zweites Mal klingeln müssen nachdem er es bei mir versucht hätte, oder er würde das Paket beim Nachbarn auf der anderen Seite abgeben, der ist nach mir dran.

Das Paket war nicht sonderlich schwer, die zehn Meter extra wären zu schaffen gewesen, der Zeitaufwand hätte maximal zwei Minuten betragen. Das Verhältnis von Beschwerden-Risiko zu Arbeitserleichterung scheint mir äußerst schlecht.

Vor ein paar Jahren konnte ich mal einen Postboten erwischen, der bereits mit seinem Kunde-konnte-nicht-angetroffen-werden-Kärtchen zum Postkasten kam, weil er zu faul war mehrere Pakete mit Computer-Kram zum Haus zu wuchten. Das konnte ich schon fast verstehen – aber natürlich nicht gutheißen.

Waldorf-Website

[Screenshot-Ausschnitt der Post-Website. Äußerst unübersichtlich] Die Postboten scheinen bei der Post nicht die Einzigen mit seltsamer Arbeitsmoral zu sein. Auch die Post-Website hilft, das schlechte Bild zu verstärken. Bei der Erstellung hat sich niemand überarbeitet.

225 Syntax-Fehler sind exakt 225 Syntax-Fehler zu viel, um noch als deutsche Wertarbeit durchzugehen. Das entspricht eher Engagierte-Waldorfschule-Niveau.

[Screenshot-Ausschnitt der Postbankwebsite: Suche nach faule Postboten verpetzen liefert keine Treffer] Der Inhalt ist kreuz und quer verteilt. Bilder überdecken Schrift, Schrift überdeckt Bilder. Skaliert wird auch nichts. Obwohl eine anständige Website zumindest von 640x480 bis 1024x768 fließen sollte, bekomme ich mit einer Browsergröße von 855x745 bereits horizontale Scrollbalken – die Suchmaske befindet sich zu neunzig Prozent im Off.

Äußerst passend teilweise auch die Farbwahl: schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund. Ein Suche-Button, der zu klein für den Text ist, spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.

Das Postboten-Motivationsproblem scheint bei der Post noch nicht bekannt zu sein, oder es wurde erfolgreich verdrängt. Ein passendes Beschwerden-Formular konnte ich nicht finden, werde also Mail bemühen müssen.