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Bereits die Autorenvorstellung auf der Rückseite dieses Buches ist Grund genug,
Website-Konzeption - Von der Idee zum Storyboard
, vertrieben von
Galileo Design,
im Regal der Buchhandlung liegen zu lassen.
Beide Autorinnen, Maria Grotenhoff und Anna Stylianakis, sind beziehungsweise waren bei der Pixelpark AG beschäftigt, einem der Marktführer bei der Gestaltung von diese-Seite-kann-nicht-dargestellt-werden-Websites. An der Börse erfolglos, von den Anwendern belächelt, ist Pixelpark sicher nicht die Wissensquelle, wenn es um die Erstellung von erfolgreichen und qualitativ hochwertigen Websites geht.
Angesichts der Tatsache, dass Website-Konzeption - Von der Idee zum Storyboard
bei einem
Internethändler für ein viertel des ursprünglichen Preises verramscht wurde (warum wohl?), und
der Name Pixelpark nicht erwähnt wurde (siehe vorherige Klammer), griff ich dennoch zu, ohne
mich eingehend zu informieren – selbst schuld.
Für Leute, denen der Name Pixelpark noch nicht ausreichte dieses Buch nicht zu kaufen, habe ich keine Mühen gescheut und dem Buch ein paar Zitate entnommen. So kann ich es dem geneigten Leser überlassen, ein Urteil über die Kompetenz der Autorinnen zu fällen, und erspare mir lästige Verläumdungsklagen.
Auf Seite 213 kann man zwar noch folgenden Tipp lesen:
Jede Agentur hat ihr eigenes Vokabular entwickelt, das allerdings nicht von allen internen Bereichen synchron eingesetzt und interpretiert wird. Einigen Sie sich auf ein gemeinsames Glossar, um interne und externe Missverständnisse zu vermeiden.
Leider haben sich die Autoren nicht mit mir auf ein gemeinsames Glossar
geeinigt, daher wurde ich
stellenweise von den Buzzwords erschlagen, und habe nur Trainstation
verstanden – Beispiele?
Ist ein Pitch vorgesehen?
Low-Involvement-Marken
Wordingszu
Soll ein Moodboard erstellt werden?
Da gab es keinerlei Scribbles oder Screens.
... mit der Siemens eine neue Produktlinie namens "Adopt Services" teaserte ...
Der Konzepter scribbelte funktionale Screen-Entwürfe ...
Der Review ... kann auch ein Incentive für alle Seiten sein ...
Auf Seite 73 gibt es eine fantastische Erklärung, wie der Begriff bolt
–
der mir übrigens trotz Basis-Englischkenntnisse nicht bekannt war – die Zielgruppe
anspricht. Zugegeben, ich wäre nicht darauf gekommen, aber der folgende Abschnitt hat mich überzeugt:
... "bolt" bedeutet so viel wie "Bolzen" und spricht damit eine Zielgruppe von netzaffinen, selbstbewussten Mädchen an, die sich gerne mitteilen und die angebotenen Kommunikationsformen rege nutzen. Die hohe Dichte an Content-Elementen und der vermehrte Einsatz von interaktiven Elementen wie Pull-downs, Texteingabefelder und Personalisierungs-Tools haben einen hohen Animationscharakter und bringen ohne erklärende Worte die Forderung "Bolz los, Mädel" zum Ausdruck.
Gegen nachlassende Kreativität haben die Autorinnen von Website-Konzeption - Von der Idee zum Storyboard
patente Rezepte, die Brainwriting-Methode
und Firmenausflüge parat:
"Wenn Stylepark einen Ort darstellt, mit welchem Raum kann man ihn beschreiben?" Hierzu wurden mit Hilfe der Brainwriting-Methode Ideen in Form von Texten und Skizzen gesammelt. Der Raum wurde ganz unterschiedlich interpretiert und thematisiert: Es entstanden eine ganze Reihe von Ideen, wie z.B. Park, Museum, Luxus-Liner, U-Boot, Flughafen Lounge, Raumstation und andere. Einzelne Ideen wurden in der Auswertung vertiefend diskutiert. Schließlich entschied man sich für die zwei Favoriten "Airport Lounge" und "London Loft". Diese beiden Raummetaphern sollten für eine Präsentation beim Kunden ausgearbeitet werden.
Sofern es die finanzielle Situation erlaubt, könnte man den Kick-off Termin nach draußen in eine projektaffine Umgebung verlegen. Die Konzeption einer Finanz-Website könnte z.B. mit einem Besuch an der Börse eingeleitet werden ...
Zugang für alle
Was im realen Leben als sozialer Konsens gilt, verliert im Netz nicht seine Gültigkeit.
Wie wahr, wie wahr. Als Zugangstor empfehle ich IE 6.0 mit Flash und aktivierten Sicherheitslücken, darunter sollte man gar nicht erst anfangen. Anders wird man auf Pixelpark-Websites auch nicht allzu weit kommen. Ein Schelm, wer das Zitat daher nicht ernst nimmt.
Ein visuelles Highlight sind die Flash-Menüs, die an verschiedenen Stellen den User zu den Inhalten und den Ländern führen.
Es soll Leute geben, die halten Flash
und Highlight
für antonym.
An manchen Stellen erinnern die Screenshots in Website-Konzeption - Von der Idee zum Storyboard
an das Buch Homepage Usability - 50 enttarnte Websites
von Marie Tahir und Jakob Nielsen.
Kleiner Unterschied: die Usability-Katastrophen werden im zweiten Buch kritisiert statt gelobt.
Auf www.nitro.de bewegen sich die Nutzer durch ein Powderpark-Szenario.
Wem der Begriff Powderpark-Szenario
nichts sagt, oder wer seine Vorurteile gegen Wintersportler
vertiefen will, der sollte sich die drei Click-here-to-get-the-plugin-Buttons
nicht entgehen lassen.
Die Programmierung fand fast ausschließlich in HTML statt.
... darunter Software-Entwickler, Grafiker, Projektleiter und HTML-Programmierer ...
Es gibt zwar Personen, die glauben, dass HTML keine Programmiersprache ist, aber was wissen die schon?
Zusehend werden gesamte Websites auf Flash aufgesetzt, ohne auf relevante Zielgruppen verzichten zu müssen.
Mein Herz blutet, mein Ego ist am Boden: mein Geld und ich, wir sind irrelevant. Millionen andere Surfer übrigens auch – ein Zusammenhang zum Dotcom-Sterben sowie zum Pixelpark-Aktienkurs lässt sich unschwer konstruieren.
Lineare Sequenzen werden häufig als Intros eingesetzt. Hier ist es wichtig, einen Skip-Schalter vorzusehen, denn nicht jeder möchte die Animation sehen ...
Es gibt ein Gerücht, demnach kompetente Webautoren versuchen, auf lineare Sequenzen zu verzichten
und dem Benutzer die Navigation zu überlassen. Eine Volksweisheit lautet: Das Web ist kein Fernseher.
Das hat sich leider noch nicht herumgesprochen. Sehr gefallen hat mir jedoch nicht jeder
als Euphemismus
für "kein Schwein".
"Featurities"
Interaktionen machen Sinn, wenn die dargestellten Inhalte dadurch tatsächlich an Informationsgehalt oder Unterhaltungswert gewinnen. Bloße Spielereien aus Ermangelung eines konsistenten Gesamtkonzeptes laufen meist ins Leere und werden von den Nutzern als beliebig empfunden.
Abgesehen von dem schlechten Deutsch (machen Sinn
), sollte dieses Zitat doch dazu animieren
den Flash-Einsatz leicht zu überdenken, oder? Hilfreich dabei könnte der Artikel
Flash oder Falsh? von Andreas Hollmann sein.
Die Homepage von Templeflower empfängt den Besucher mit kontemplativem Vogelgezwitscher.
Der Besucher weiß es mit Sicherheit zu schätzen, wenn er gerade im Büro surft.
Dabei kann die Länge eines Navigationsbegriffs oder die Positionierung eines Buttons den Erfindungsreichtum des Programmierers überstrapazieren ...
Der Zusammenhang zwischen Positionierung eines Buttons
und Erfindungsreichtum des Programmierers
leuchtet hoffentlich jedem ein. Auch ich bin regelmäßig überfordert, wenn es um die Länge von
Navigationsbegriffen geht.
Gute Ratschläge muss man im Buch nicht lange suchen, dann ist der Erfolg ja garantiert.
Zuerst an den User denken. Der Erfolg beim Nutzer ist der Erfolg des Kunden.
Be Better!
Gerade für Seiten mit einem hohen künstlerischen Anspruch sollte die Konzeption von Anfang an eng mit dem Design zusammenarbeiten.
Seien sie einzigartig, dann brauchen Sie auch keine Media-Spendings!
Don't Follow Leaders
Schließlich steht und fällt die Business-Idea mit der optimalen Umsetzung der Produktidee.
Sollte jemand nun das Verlangen spüren, Website-Konzeption - Von der Idee zum Storyboard
zu kaufen,
würde ich mich über eine E-Mail freuen. Denn es würde nach einem Amazon-Partner-Link schreien, wie er auf jeder
objektive Buch-Rezension
zu finden ist.