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Das Inspire 5.1 Digital 5700 von Creative ist ein Mehrkanalset, bestehend aus vier Satelliten, einem Center, einem Subwoofer, einer Infrarot-Fernbedienung, sowie einem Verstärker mit Dolby Digital-, Dolby Pro Logic- und DTS-Decoder.
Das Set ist schon mehrere Jahre auf dem Markt und wird momentan verramscht, da 5.1 anscheinend nicht mehr cool ist. Heute braucht man natürlich 7.1 oder 10.1. Es gibt zwar noch so gut wie keine DVDs mit diesen Tonformaten, aber das ist irrelevant.
Bei einem Online-Anbieter, der aufgrund seiner kaputten Website hier nicht genannt wird, gab es das Set für schlappe 200 Fragezeichen – 150 € unter dem ursprünglichen Preis.
In einem c't-Test vor langer Zeit erhielt das Set eine für c't-Verhältnisse recht positive Bewertung, das Heft mit der Bewertung steht im Regal zwischen den Ausgaben 1/2002 und 3/2002.
Die ganzen Dinge die ich am Inspire 5.1 Digital 5700 kritisiere, erwecken eventuell den Anschein, dass ich das Produkt für den letzten Schrott halte. Dem ist jedoch nicht so. Es erfüllt seine Aufgabe zu meiner absoluten Zufriedenheit – trotz der zahlreichen Mängel:
Der Verstärker hat keinen Knopf zum Abschalten, sondern kann nur in den Standby-Modus versetzt werden.
Zieht man den Stecker, verliert der Decoder alle Einstellungen, die nicht mit Drehreglern eingestellt werden.
Der Decoder bietet keine Möglichkeit den Ton auf einzelnen Ausgängen zu verzögern, um so dem Umstand Rechnung zu tragen, dass der Boxenabstand eventuell nicht überall perfekt gewählt werden kann. Zugegeben ein Merkmal, das man sonst auch nur bei Geräten findet, die mehr als das Dreifache kosten, für einige aber sicher ein wichtiges Kriterium.
Die Tatsache, dass der Decoder die Dynamik verringern kann, um die Nachbarn zu schonen, ist zwar positiv, diese Option aber standardmäßig zu aktivieren halte ich für nicht sehr clever. Zudem kann man am Decoder nicht erkennen, ob der Dynamic Mode aktiviert ist. Man merkt es erst beim Abspielen, oder aber wenn man die entsprechende Taste drückt.
Beim Abspielen von am optischen Eingang anliegenden Signalen, simuliert der Decoder manchmal einen Schallplattenspieler. Dem Signal wird ein leises Knistern untergemischt, das Ergebnis klingt dann wie eine mit Nero kopierte Audio-CD aus der Bücherei. Dieses Verhalten trat bis jetzt schon mehrere Male auf, konnte aber jedes Mal durch Aus- und Anschalten des Decoders behoben werden, es liegt also nicht an der Tonquelle.
Auch das Beilegen einer Fernbedienung ist sehr nett, man hätte beim Design derselben jedoch ruhig kurz nachdenken können. Die Knöpfe haben alle die gleiche Größe, die Beschriftung ist etwas dünn. In abgedunkelten Räumen – wie sie beim Film-Konsum nicht selten vorkommen – sind die Funktionen weder zu ertasten, noch abzulesen, da die Tasten selbstverständlich auch nicht beleuchtet sind. Viele Funktionen sind mit der Fernbedienung gar nicht erreichbar, andere wiederum nur mit ihr.
Dass der Transformator ausgelagert wurde, hindert weder ihn, noch den Decoder daran, ziemlich warm zu werden.
Als Eingänge bietet der Verstärker S/PDIF und Digital DIN, die jeweils die vollen sechs Kanäle annehmen können. Es gibt zwei zusätzliche 3,5mm-Buchsen, diese nehmen aber nur Stereo an, über sie kann also maximal 4.0 eingespeist werden – schade. Ein Cinch-Analog-In, der analogen 5.1-Ton von billig DVD-Playern annehmen könnte, fehlt.
Die Zahl der DVDs mit Dolby-Digital-5.1-kodiertem Ton ist groß, dass der Dolby-Digital-Decoder funktioniert, kann ich bestätigen. Dies war der Kaufgrund des Sets, daher kann ich über die ganzen Fehler hinwegsehen.
DVDs mit DTS sind nicht so verbreitet und da DTS nicht so komfortabel zu rippen ist wie AC-3, habe ich den
DTS-Decoder noch nicht getestet, hoffe aber, dass er funktioniert. Nach dem Hören ein paar DTS-CDs
bin ich zur Meinung gekommen, dass auch der DTS-Decoder funktioniert. Dass DTS-CDs noch weitaus seltener als
SACDs sind und zudem nur zu Apothekenpreisen verkauft werden, dämmt meine Freude allerdings geringfügig.
DVDs mit Dolby Surround gibt es leider viel zu viele, tröstlich, dass der zuständige Decoder (Dolby Pro Logic) ebenfalls funktioniert.
Sollte ein Stereo-Signal analog anliegen, kann der Verstärker des Creative Inspire 5.1 Digital 5700 es mit einem
Effektprozessor behandeln. Dazu existieren zwei Profile, Movie
und Musik
, die die beiden Kanäle
nach unterschiedlichen Algorithmen auf 5.1 hochrechnen (upmixing). Beide Profile sind eher zahm und nutzen den
Center-Speaker zwar recht intensiv, die beiden hinteren Lautsprecher jedoch weniger.
Dadurch kann man sie einsetzen, ohne das es zu falsch verteiltem Ton kommt, die Effekte sind jedoch entsprechend zurückhaltend. Bei einem Großteil meiner CDs nimmt man die Effekte kaum wahr, bei elektronischer Musik, z.B. bei Kraftwerk, sind sie jedoch durchaus überzeugend.
Bei der Dokumentation hat Creative nicht gespart, das Handbuch liegt in 14 Sprachen vor. Über Pseudo-Austauschformate muss sich niemand ärgern, es wird in gedruckter Form geliefert – das sollte eigentlich Selbstverständlich sein, ist jedoch leider nicht mehr üblich. Der deutsche Teil ist korrekt übersetzt worden, besteht also nicht aus dem Kauderwelsch, das man sonst so gewohnt ist.
Laut Handbuch gibt das Set maximal 7 Watt RMS pro Rear- und Front-Satellit, 21 Watt RMS auf dem Center und 30 Watt RMS über den Subwoofer aus. Die Lautstärke reicht also für durchschnittliche Zimmergrößen aus.
In einem Faltblatt sichert Creative dem Erstkäufer zwei Jahre Garantie zu, diese deckt aber ausdrücklich keine Produktfehler ab, die durch Zufall entstehen. Was man darunter verstehen muss bleibt offen, der Wert dieser Garantie lässt sich also nicht abschätzen.
Dasselbe Faltblatt preist auch die Creative-Website (www.europe.creative.com) an, und verspricht
einen interaktiven Textchat
, der zusätzliche
Leistungsmerkmale, wie Webseiten-Pushing, kollaboratives Browsen und de(n)
Austausch von Dateien und Broschüren
bietet, und damit die Chatsitzung
zu einem durchweg interaktiven Kundendiesterlebnis
macht.
In Erwartung des interaktiven Kundendiesterlebnises
surft man also die Seite an,
nur um zu sehen, was Creative darunter zu verstehen scheint: eine kaputte Seite, die richtig konfigurierte
HTML-Browser schon auf der Startseite ausschließt und daher absolut keinen nutzbaren Inhalt bietet.
Wenn ich so darüber nachdenke, hatte ich wirklich schon interaktivere Erlebnisse.
An Stelle von Webseiten sollte Creative mal lieber die zuständigen Snowboarder pushen – zum Beispiel vor die Tür!