www.fabiankeil.de/blog-surrogat/2006/03/05/neue-dvd-defekte.html
Während bei CDs gewollte Defekte keine Seltenheit mehr sind,
waren DVD in der Vergangenheit weitesgehend standardkonform
– mal abgesehen von dem oft fehlenden Ordner AUDIO_TS
.
Beim vorletzten Videotheken-Besuch bin ich zum ersten mal auf eine merklich defekte DVD gestoßen, deren Kratzer sich im Rahmen hielten und deren fehlerhafte Sektoren daher schon bei der Produktion im Master vorhanden gewesen sein müssen.
Es handelte sich um den Gurkenfilm Country of My Skull.
Da Videotheken-Filme häufig Ruckler-verursachende Kratzer haben, schaue ich sie mir prinzipiell nur von Festplatte an. Bei Country of My Skull waren nach vierzig Minuten erst knapp zwanzig Megabyte kopiert, Sektoren wurden durchgehend als defekt gemeldet, weshalb ich den Vorgang abbrach.
Da ich keine Zeit für eine nähere Diagnose hatte, übersprang ich beim nächsten Kopierversuch die ersten Kapitel, das Kopieren klappte. Ein paar Minuten vom Anfang fehlten natürlich und bei einem sehenswerten Film hätte mich das gestört, Country of My Skull konnte ich jedoch schon nach kurzem Querschauen löschen, von daher war es egal.
Beim letzten Videotheken-Besuch waren gleich zwei von drei DVD mit diesem neuen Defekt ausgestattet, der erste war Kung Fu Husle, den Namen des anderen habe ich schon vergessen, wie Country of My Skull (und Kung Fu Husle) war aber auch er zu schlecht um ihn mehr als ein paar Minuten zu sehen.
Kung Fu Husle konnte ich näher testen, dazu baute ich zwei weitere DVD-Laufwerke ein: zu dem bereits vorhandenen LiteOn 1693S kamen ein LiteOn LDW-811S und ein NEC DV-5700B.
Der NEC DV-5700B konnte die DVD nicht mal erkennen, bei den beiden LiteOn-Laufwerken ruckelte der Filmanfang beim Abspielen (mehr habe ich nicht getestet), bei den zahlreichen fehlerhaften Sektoren kein Wunder.
Die fehlerhaften Sektoren waren jedoch nicht das einzige Problem, auch die zum Hauptfilm gehörende Ifo-Datei (enthält Angaben über Tonspuren, Untertitel, Kapitel usw.) war mit Unsinn gefüllt.
Wie der Ausschnitt des Ifoedit-Screenshots zeigt, sind die ersten einundzwanzig Zellen (Untergruppen eines Kapitels) nur wenige Sekundenbruchteile lang, normal sind wenige Minuten. Um den DVD-Player weiter am Abspielen zu hindern, gibt es zehn falsche Hinweise auf einen Schichten-Wechsel. Eine DVD hat maximal zwei Datenschichten pro Seite, während eines Films wird die Schicht höchstens einmal gewechselt.
Nach der Ifoedit-Diagnose kann man beim Kopieren die leeren Zellen weglassen, sie scheinen keinen Nutzinhalt zu haben, vom Hauptfilm fehlt anschließend nichts.
Ohne Ifoedit oder ein ähnliches Programm hat der Käufer oder Mieter Pech gehabt, er muss beim Kopieren stundenlang warten, oder den Film ruckelnd von DVD abspielen, falls die Scheibe denn überhaupt erkannt wird.
Auf die Defekte wird nicht hingewiesen, die DVDs
hatten alle nur den üblichen Kopierschutz
-Unsinn aufgedruckt, der gewöhnlich
auf das Vorhandensein von CSS hinweist.
CSS ist zwar eine technisch unwirksame Maßnahme, aber optionaler Teil des DVD-Standards. Für den Käufer gibt es außer der paar Cent Lizenzgebühr keinen Nachteil: die Fehlerkorrektur wird durch CSS nicht verschlechtert, nichtmal der Kopiervorgang wird verlängert.
Solange CSS-geschützte
DVDs nicht von defekten
DVDs unterschieden werden können,
muss man beim Kauf noch vorsichtiger als üblich sein.
Zu dem Risiko, Propaganda-Videos zu kaufen (hält mich von Spontankäufen ab), kommt das Risiko, die DVDs anschließend nicht sauber abspielen zu können. Wenn man den Film aber eh kopieren muss, erscheint der Kauf nicht mehr sehr verlockend.
Meine drei fehlerhaften DVDs kamen alle von Sony, das bedeutet natürlich nicht, dass andere Firmen nicht ebenfalls ihre Umsätze bald mit defekter Ware im Rahmen halten werden. Fehlerhafte CDs wurden auch erst langsam eingeführt.