www.fabiankeil.de/blog-surrogat/2005/10/02/sylpheed-claws-update-nervereien.html
Nach dem Wechsel von Windows auf FreeBSD vor zwei Jahren, musste der MUA ebenfalls gewechselt werden. Unter Windows benutzte ich Phoenix Mail, es hatte einen sehr überschaubaren Funktionsumfang und auch ein paar Fehler, schien mir aber unter den verfügbaren Programmen noch das Beste zu sein.
Unter FreeBSD habe ich mir kurz KMail angeschaut, da ich jedoch schnell von KDE auf Enlightenment wechselte, war es nur eine Übergangslösung zum Lesen der FreeBSD-Mailinglisten. Mails geschrieben habe ich damit nie.
Natürlich würde KMail auch unter Enlightenment laufen, ich hatte jedoch keine Lust, die ganzen Abhängigkeiten mitzuschleppen.
Den Luxus einer grafischen Benutzerschnittstelle wollte ich mir schon noch können, die Konsolenprogramme kamen also bei der MUA-Suche nicht in die nähere Auswahl. Übrig blieben die verschiedenen Sylpheed-Variationen, auf technischen Mailinglisten sind sie recht verbreitet und ich dachte mir, es würde schon seine Gründe haben.
Installiert wurde dann Sylpheed-Claws, es basiert auf GTK+, bringt also auf den meisten Rechnern keine größeren Abhängigkeiten mit, die nicht eh schon bestehen.
Auch Sylpheed-Claws ist nicht perfekt, von bis jetzt von mir getesteten Programmen ist es jedoch das Brauchbarste. Im Vergleich zu Phoenix Mail ist es der reinste Luxus, es kommt mit einer Rechtschreibprüfung daher, kann GPG einbinden und die Kommunikation zum Server kann verschlüsselt stattfinden.
Seit dem Wechsel kann ich endlich auch signierte sowie verschlüsselte Mails lesen und schreiben und muss meine Texte zur Rechtschreibkorrektur nicht mehr umständlich exportieren.
Die erste von mir genutzte Version war 1.0.1 später habe ich, ohne irgend einen Grund zu haben, auf 1.0.4 gewechselt. Das Update wurde, wie unter FreeBSD üblich, über die Ports durchgeführt. Probleme gab es keine, neue Funktionen habe ich allerdings auch nicht wahrgenommen.
Sylpheed-Claws 1.0.4 wurde bis gestern ohne nennenswerte Probleme genutzt, Abstürze gab es – bis gestern – vielleicht drei oder vier. Nicht optimal, aber hinzunehmen.
Gestern bin ich dann auf einen Bug gestoßen, nachdem ich in Enlightenment die Locale-Einstellungen geändert hatte.
Ich war dabei eine Mail zu schreiben, als Sylpheed-Claws nach dem ersten Satz abstürzte. Ein Coredump wurde zwar erzeugt, ich hatte jedoch erstens keine Debug-Version installiert, und zweitens keine Lust, mir das Problem näher anzuschauen. Nach dem Neustart des Programmes war die Mail noch im Drafts-Ordner vorhanden, beim Versuch sie weiter zu schreiben, gab es nach ein paar Zeichen direkt den nächsten Absturz.
Ein Update schien mir die einfachste Lösung, die Chance war groß, dass das Problem bereits vor einiger Zeit gelöst worden war. Also deinstallierte ich Version 1.0.4 und installierte die in den Ports gerade aktuelle Version 1.9.14.
Nach dem Update begrüßte mich jedoch nicht die gewohnte Oberfläche, sondern ein Assistent zur Einrichtung eines Mailkontos. Ich hasse Assistenten. Mit der Beendigung des Assistenten wurde Sylpheed-Claws gleich mitgeschlossen – nett.
Ich kämpfte mich also durch den Assistenten, ein Großteil der von mir benötigten Einstellungen konnte über ihn natürlich gar nicht vorgenommen werden. Meine kompletten Einstellungen waren weg, die wichtigsten habe ich jedoch mittlerweile wieder hergestellt.
Der Grund für den Einstellungsverlust ist mir nun kein Rätsel mehr.
Frühere Sylpheed-Claws-Versionen speicherten die Einstellungen unter ~/.sylpheed
,
neuere unter .sylpheed-gtk2
.
Ob mit dem Wechsel auch die Konfigurations-Syntax geändert wurde, weiß ich nicht, der Inhalt der Ordner sieht jedoch auf den ersten Blick recht ähnlich aus.
fk@r51 ~ $ls .sylpheed* .sylpheed: accountrc folderitemrc sylpheedrc accountrc.bak folderitemrc.bak sylpheedrc.bak addrbook--index.xml folderlist.xml tempfolder/ addrbook--index.xml.bak folderlist.xml.bak templates/ addrbook-000001.xml imapcache/ tmp/ addrbook-000002.xml matcherrc toolbar_compose.xml addrbook-000003.xml matcherrc.bak toolbar_compose.xml.bak addrbook-000004.xml menurc toolbar_main.xml addrbook-000004.xml.bak mimetmp/ toolbar_main.xml.bak certs/ newscache/ toolbar_msgview.xml command_history quicksearch_history toolbar_msgview.xml.bak customheaderrc sylpheed.log uidl/ customheaderrc.bak sylpheed.log.bak .sylpheed-gtk2: accountrc customheaderrc.bak sylpheed.log accountrc.bak folderlist.xml sylpheed.log.bak addrbook--index.xml folderlist.xml.bak sylpheedrc addrbook--index.xml.bak imapcache/ sylpheedrc.bak addrbook-000001.xml matcherrc tempfolder/ addrbook-000001.xml.bak matcherrc.pre_names templates/ addrbook-000002.xml menurc tmp/ certs/ mimetmp/ toolbar_compose.xml command_history newscache/ toolbar_main.xml customheaderrc quicksearch_history uidl/
Vielleicht hätte ich einen Teil der Einstellungne auch durch manuelles Kopieren übernehmen können, dazu hätte ich den neuen Ordner aber schon gestern bemerken müssen.
Dass Sylpheed-Claws nach wie vor eine gute Wahl ist, wurde mir gestern erneut bestätigt. Nach dem ich den Zugang zu meinen Mails wieder hergestellt hatte, bekam ich mit den ersten neuen Nachrichten auch eine Frage zu meiner Website.
Meine Antwort ging noch halb mit Sylpheed-Claws-Voreinstellungen raus: elektronisches
Signieren hatte ich bereits wieder als Standard konfiguriert, Kodierung
und Zeichensatz waren jedoch noch auf automatisch
eingestellt.
Die Nachricht wurde folglich mit dem Zeichensatz
UTF-8
und dem Content-Transfer-Encoding Base64
verschickt. Die Gegenstelle
verwendete Microsoft Office Outlook, Build 11.0.5510
, meine Mail war
dort komplett unlesbar.
Erst nachdem ich den Zeichensatz auf
ISO-8859-1
und das Content-Transfer-Encoding auf quoted-printable
setzte, wurde
die Kommunikation bidirektional.
Mit nach PGP/MIME signierten Mails kommt die
Outlook-Version der Gegenstelle auch bei Verwendung des Zeichensatzes
ISO-8859-1
nicht klar. Der Text der Mail wird quoted-printable
ausgegeben, Umlaute werden kodiert dargestellt.
Outlook selbst scheint die Inhaltsdeklaration willkürlich vorzunehmen, bei manchen Mails wird
der Inhalt auch nur als multipart/alternative
angegeben, Content-Transfer-Encoding und
Zeichensatz darf der Empfänger raten. Die Folge sind lustige Sonderzeichen.
Wenn ich so sehe, mit welchem Schrott andere Leute bestraft sind, kann ich über meine vereinzelten Sylpheed-Claws-Problemchen nur lächeln.