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Nervereien nach Sylpheed-Claws-Update

[Screnshot: Sylpheed-Claws unter E17] Nach dem Wechsel von Windows auf FreeBSD vor zwei Jahren, musste der MUA ebenfalls gewechselt werden. Unter Windows benutzte ich Phoenix Mail, es hatte einen sehr überschaubaren Funktionsumfang und auch ein paar Fehler, schien mir aber unter den verfügbaren Programmen noch das Beste zu sein.

Unter FreeBSD habe ich mir kurz KMail angeschaut, da ich jedoch schnell von KDE auf Enlightenment wechselte, war es nur eine Übergangslösung zum Lesen der FreeBSD-Mailinglisten. Mails geschrieben habe ich damit nie.

Natürlich würde KMail auch unter Enlightenment laufen, ich hatte jedoch keine Lust, die ganzen Abhängigkeiten mitzuschleppen.

Den Luxus einer grafischen Benutzerschnittstelle wollte ich mir schon noch können, die Konsolenprogramme kamen also bei der MUA-Suche nicht in die nähere Auswahl. Übrig blieben die verschiedenen Sylpheed-Variationen, auf technischen Mailinglisten sind sie recht verbreitet und ich dachte mir, es würde schon seine Gründe haben.

Sylpheed-Claws seit 1.0.1

Installiert wurde dann Sylpheed-Claws, es basiert auf GTK+, bringt also auf den meisten Rechnern keine größeren Abhängigkeiten mit, die nicht eh schon bestehen.

Auch Sylpheed-Claws ist nicht perfekt, von bis jetzt von mir getesteten Programmen ist es jedoch das Brauchbarste. Im Vergleich zu Phoenix Mail ist es der reinste Luxus, es kommt mit einer Rechtschreibprüfung daher, kann GPG einbinden und die Kommunikation zum Server kann verschlüsselt stattfinden.

Seit dem Wechsel kann ich endlich auch signierte sowie verschlüsselte Mails lesen und schreiben und muss meine Texte zur Rechtschreibkorrektur nicht mehr umständlich exportieren.

Die erste von mir genutzte Version war 1.0.1 später habe ich, ohne irgend einen Grund zu haben, auf 1.0.4 gewechselt. Das Update wurde, wie unter FreeBSD üblich, über die Ports durchgeführt. Probleme gab es keine, neue Funktionen habe ich allerdings auch nicht wahrgenommen.

Sylpheed-Claws 1.0.4 wurde bis gestern ohne nennenswerte Probleme genutzt, Abstürze gab es – bis gestern – vielleicht drei oder vier. Nicht optimal, aber hinzunehmen.

Gestern bin ich dann auf einen Bug gestoßen, nachdem ich in Enlightenment die Locale-Einstellungen geändert hatte.

Ich war dabei eine Mail zu schreiben, als Sylpheed-Claws nach dem ersten Satz abstürzte. Ein Coredump wurde zwar erzeugt, ich hatte jedoch erstens keine Debug-Version installiert, und zweitens keine Lust, mir das Problem näher anzuschauen. Nach dem Neustart des Programmes war die Mail noch im Drafts-Ordner vorhanden, beim Versuch sie weiter zu schreiben, gab es nach ein paar Zeichen direkt den nächsten Absturz.

Ein Update schien mir die einfachste Lösung, die Chance war groß, dass das Problem bereits vor einiger Zeit gelöst worden war. Also deinstallierte ich Version 1.0.4 und installierte die in den Ports gerade aktuelle Version 1.9.14.

Einstellungsverlust nach Sprung auf 1.9.14

Nach dem Update begrüßte mich jedoch nicht die gewohnte Oberfläche, sondern ein Assistent zur Einrichtung eines Mailkontos. Ich hasse Assistenten. Mit der Beendigung des Assistenten wurde Sylpheed-Claws gleich mitgeschlossen – nett.

Ich kämpfte mich also durch den Assistenten, ein Großteil der von mir benötigten Einstellungen konnte über ihn natürlich gar nicht vorgenommen werden. Meine kompletten Einstellungen waren weg, die wichtigsten habe ich jedoch mittlerweile wieder hergestellt.

Der Grund für den Einstellungsverlust ist mir nun kein Rätsel mehr. Frühere Sylpheed-Claws-Versionen speicherten die Einstellungen unter ~/.sylpheed, neuere unter .sylpheed-gtk2.

Ob mit dem Wechsel auch die Konfigurations-Syntax geändert wurde, weiß ich nicht, der Inhalt der Ordner sieht jedoch auf den ersten Blick recht ähnlich aus.

fk@r51 ~ $ls .sylpheed*
.sylpheed:
accountrc                folderitemrc             sylpheedrc
accountrc.bak            folderitemrc.bak         sylpheedrc.bak
addrbook--index.xml      folderlist.xml           tempfolder/
addrbook--index.xml.bak  folderlist.xml.bak       templates/
addrbook-000001.xml      imapcache/               tmp/
addrbook-000002.xml      matcherrc                toolbar_compose.xml
addrbook-000003.xml      matcherrc.bak            toolbar_compose.xml.bak
addrbook-000004.xml      menurc                   toolbar_main.xml
addrbook-000004.xml.bak  mimetmp/                 toolbar_main.xml.bak
certs/                   newscache/               toolbar_msgview.xml
command_history          quicksearch_history      toolbar_msgview.xml.bak
customheaderrc           sylpheed.log             uidl/
customheaderrc.bak       sylpheed.log.bak

.sylpheed-gtk2:
accountrc                customheaderrc.bak       sylpheed.log
accountrc.bak            folderlist.xml           sylpheed.log.bak
addrbook--index.xml      folderlist.xml.bak       sylpheedrc
addrbook--index.xml.bak  imapcache/               sylpheedrc.bak
addrbook-000001.xml      matcherrc                tempfolder/
addrbook-000001.xml.bak  matcherrc.pre_names      templates/
addrbook-000002.xml      menurc                   tmp/
certs/                   mimetmp/                 toolbar_compose.xml
command_history          newscache/               toolbar_main.xml
customheaderrc           quicksearch_history      uidl/

Vielleicht hätte ich einen Teil der Einstellungne auch durch manuelles Kopieren übernehmen können, dazu hätte ich den neuen Ordner aber schon gestern bemerken müssen.

Anderer Leute Software-Schrott

Dass Sylpheed-Claws nach wie vor eine gute Wahl ist, wurde mir gestern erneut bestätigt. Nach dem ich den Zugang zu meinen Mails wieder hergestellt hatte, bekam ich mit den ersten neuen Nachrichten auch eine Frage zu meiner Website.

Meine Antwort ging noch halb mit Sylpheed-Claws-Voreinstellungen raus: elektronisches Signieren hatte ich bereits wieder als Standard konfiguriert, Kodierung und Zeichensatz waren jedoch noch auf automatisch eingestellt.

Die Nachricht wurde folglich mit dem Zeichensatz UTF-8 und dem Content-Transfer-Encoding Base64 verschickt. Die Gegenstelle verwendete Microsoft Office Outlook, Build 11.0.5510, meine Mail war dort komplett unlesbar.

Erst nachdem ich den Zeichensatz auf ISO-8859-1 und das Content-Transfer-Encoding auf quoted-printable setzte, wurde die Kommunikation bidirektional.

Mit nach PGP/MIME signierten Mails kommt die Outlook-Version der Gegenstelle auch bei Verwendung des Zeichensatzes ISO-8859-1 nicht klar. Der Text der Mail wird quoted-printable ausgegeben, Umlaute werden kodiert dargestellt.

Outlook selbst scheint die Inhaltsdeklaration willkürlich vorzunehmen, bei manchen Mails wird der Inhalt auch nur als multipart/alternative angegeben, Content-Transfer-Encoding und Zeichensatz darf der Empfänger raten. Die Folge sind lustige Sonderzeichen.

Wenn ich so sehe, mit welchem Schrott andere Leute bestraft sind, kann ich über meine vereinzelten Sylpheed-Claws-Problemchen nur lächeln.